Seit einem Jahr haben wir keinen vernünftigen Kleiderschrank. Das klingt so nach den Eltern: Nimm was Vernünftiges. Hauptsache vernünftig.
Wir hatten jedenfalls keinen Kleiderschrank, nur eine Art Campingschrank mit Reißverschluss, den ich gekauft habe um die Zeit bis zur Entdeckung eines vernünftigen Kleiderschrankes aus Holz zu überbrücken. Junge, Junge - so ein Jahr ist schnell um. Anfangs haben wir noch einigermaßen ernsthaft nach einem Schrank gesucht aber alles war entweder zu teuer oder zu hässlich. Ich dachte auch, es müsste ein großer Schrank sein, damit der ganze Kram reinpasst und der Schrank nicht vor lauter Sachen überquillt. Irgendwann haben wir die Suche aufgegeben und entschieden, dass der Schrank uns finden soll.
Die ganze Zeit stand dieser staubige braune Schrank bei uns im Keller. Eine Hinterlassenschaft ehemaliger Bewohner. In regelmäßigen Abständen habe ich gedacht, dass der Schrank ein idealer Kleiderschrank für mich wäre, wenn er nur ein bisschen größer wäre. Achtung, beknackter Denkfehler: der Schrank ist nicht zu klein, ich habe nur zuviele Sachen. Genauer: Zuviele Sachen, die ich eh nie anziehe oder nur im Hochsommer (zur Erinnerung: es ist November).
Vor kurzem bin ich zu einem Buch mit dem Titel: "Wie man sparsam zu Haushalten pflegt" gekommen. Es ist ein Nachdruck von einem Buch von 1904. Neben Ratschlägen, die die sparsame Verwendung von Eiern betreffen und Bildern von neumodischen Kaffeautomaten, die an die Deckenlampe angeschlossen werden können, findet sich auch ein Kapitel über Bekleidung und darüber, was alles zu bedenken ist, bevor man sich den Schneider oder die Näherin ins Haus holt, um sich ein Kleid machen zu lassen.
Zuviel Kram macht auch irgendwie träge. Also habe ich aussortiert und siehe da, der linke Stapel ist der ziehe-ich-wirklich-gerne-an Stapel und der rechte ist der zu kalt/zu groß/zu klein/macht einen häßlichen Arsch Stapel. Ja, das blaue Ding mit den pinkfarbenen Dreiecken auf dem rechten Stapel ist ein knielanger 70er Jahre Frottier-Einteiler den ich eventuell ja irgendwann mal am Strand über meinen Badeanzug ziehen könnte. NOT-GONNA-HAPPEN!
Bevor ich angefangen habe auszusortieren, habe ich mir überlegt was ich wirklich brauche und haben will: wieviele Hosen, wieviele Pullover usw.
Der Rest wird verschenkt, gespendet, zerschnitten oder wartet in einer Kiste auf den nächsten Sommer.
Die Idee ist, die Sachen die ich wirklich mag und brauche bei Bedarf zu ersetzen und nicht immer nur noch mehr Kram anzusammeln. Ob das funktioniert weiß ich nicht aber ich lasse es gerne auf einen Versuch ankommen.
Übriggeblieben sind etwa ein Dutzend Kleidungsstücke und siehe da: plötzlich ist der kleine Kleiderschrank genau richtig.
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Ein neuer Schrank
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